Sonntag, 14. August 2011

Haldern Pop 2011


Es ist geschafft und sogar schon im heimischen Bett nachgeschlafen wurden.
Bevor ich anfange zu schimpfen erst einmal so viel, es war ein sehr schönes Wochenende mit großartigen Konzerten. Bands, die man zuvor auf Einzelshows in Köln gesehen hat, zeigten in Haldern ganz neue Qualitäten. So war ich nach der Warpaint Show in Köln sehr enttäuscht, gestern Abend aber „geflasht“. Auch Explosions in the Sky und James Blake konnten auf dem Haldern gegenüber Köln punkten. Das gefällt und ist man ja eigentlich umgekehrt gewohnt. Die Künstler lieben das Haldern also mindestens genauso, wie die Besucher.
Weitere Musikalische Highlights waren sicher Ben Howard, durch den das Wochenende gleich mit ein wenig Gänsehaut begann, und auch 206 am Freitag haben mir sehr gut gefallen (letztere werden auf einem eigenen Konzert sicher mehr Stimmung erzeugen). Überraschend war für mich der Auftritt von Socalled sowie Retro Stefson, die ich beide eher zufällig miterlebte aber ganz froh bin, dabei gewesen zu sein. Zwar würde ich keine Show der beiden Bands besuchen aber auf dem Festival waren die eine super Abwechslung zu dem sonst eher ernsteren Sound.
Wie auch im letzten Jahr war die Security in diesem Jahr (vor allem an der Hauptbühne) einsame Spitze, weil absolut witzig und nett. Auch ein Lob an den Menschen mit dem lustigen Headset im Spiegelzelt, der die Fotographen immer wieder zur Ordnung aufrief. Diese zeigten dieses Jahr ganz neue Ideen. So versuchte einer meinen Kopf als Stativ zu nutzen (bei Warpaint). Das war aber auch noch harmlos im Vergleich zu seinem sonstigen Verhalten.. er hat dem Mädel vor mir sein Objektiv, wenn auch nicht mit Absicht, auf dem Hinterkopf gehauen, sich NICHT entschuldigt und einfach weiter gemacht.. und genervt reagiert als das Mädel sich "wehrte" in dem sie ihm die Hand vor die Linse hielt. Für die Leute links vor der Bühne war es dann kaum möglich sich zu bewegen, weil immer mehr Fotografen nach vorne drängten und auch noch beleidigt wirkten, dass nicht der rote Teppich für sie aufgefahren wird.
Weiter im Text..
Wir hatten zwar das Glück am Donnerstag Retro Stefson, Ben Howard und (enttäuschende) Yuck im Zelt zu sehen, das war aber tatsächlich Glück, denn als wir nach Yuck das Zelt verliesen, um Platz für andere zu machen und ein wenig zu essen, mussten wir feststellen, dass die Schlange vor dem Spiegelzelt extrem lang war. So lang, dass wir uns entschlossen uns vier Stunden vor Brandt Brauer Frick wieder anzustellen, um dann ins Zelt zu kommen (das bedeutet, meine Freundin hat sich SOFORT nach dem Verlassen in die Schlange eingereiht, ich bin Essen holen gegangen; gegessen haben wir in der Schlange und uns auch für die Toilettengänge abgewechselt) Und so lang hat das dann auch fast gedauert. Julia Marcell und die Avett Brothers haben wir weder gesehen noch gehört, da die Besucher, die in der Schlange standen weder was von der Bild noch von der Tonübertragung hatten. Besonders ärgerlich für die Leute, die in dieser Schlange zum Beispiel nur für die Avett Brothers anstanden und diese am Ende weder gesehen noch gehört haben… Hat man sich dann mal vor die Leinwand gewagt, hörte man auch eher nur lautes Geplapper und Gekratze, da der Sound am Donnerstag unter aller Sau war. Sehr schade und gerade für die Menschen, die das erste Mal auf dem Haldern sind, ein sehr schlechter Einstieg. Da gab es Leute, die zu spät an der Kirche waren und dadurch auch weit hinten in der Schlange standen und am Ende kein einziges Konzert gesehen haben. Das trübte dann auch die Stimmung allgemein ungemein. Als man dann mal im Zelt angekommen ist und sich mit einigen darin unterhielt, musste man dann feststellen, dass das Zelt für einige eher Wartehalle zu sein schien. Da stehen Leute vor der Tür, die extra für eine Band zum Haldern fahren, um diese zu sehen und drinnen sitzen dann Menschen, die eigentlich nur nicht nass werden wollen. O-Ton „Eigentlich will ich die Bands nicht sehen aber draußen regnet es ja immer wieder“ oder eben das Argument, dass wenn man jetzt geht, später nicht mehr rein kommt. Das wird auf Dauer dazu führen, dass die Leute sich schon um 12:00Uhr vors Spiegelzelt stellen, und dann darin verharren, bis der Abend zu Ende ist. Und wer zu spät kommt, hat vielleicht Glück auf ein wenig Musik hier und da, aber verpasst kleine Headliner wie Anna Calvi und die Avett Brothers. Hier muss das Haldern wirklich etwas ändern.
Während wir so ~ 4 Stunden anstanden, haben wir uns mal 2-3 Optionen überlegt.
1) Festivalticket für alle Tage und eins, für Freitag und Samstag, somit könnten die Leute entscheiden, ob sie für den Donnerstag ein paar Euro mehr bezahlen (und das Ticket früher kaufen) oder ob sie lieber nur Freitag und Samstag auf das Gelände wollen.
2) Donnerstags eher unbekannte Akts spielen lassen und die Lokalitäten, die man hat durchgängig nutzen (also auch Kirche und Pop-Bar bis mindestens 12)
3) Die „einfachste“ Möglichkeit wäre wohl im Biergarten eine kleine Bühne aufzubauen, auf der dann abwechselnd zum Spiegelzelt Konzerte stattfinden… Yuck hier, Julia Marcell da, Avett Brothers hier, Anna Calvi da.
5 Fotographen reichen vollkommen aus. Oder nehmt nur zwei aus eigenem Hause, sollen die Medien doch die Fotos von euch kaufen. Vor allem, wenn zahlende Gäste ins Spiegelzelt wollen und Journalisten zuerst dürfen wird das Ganze seltsam.
Ein weiteres Problem ist wohl die Essensituation auf dem Gelände. Wir haben (fast) alles gekostet und nichts war wirklich YUMMI… Im Ernst, man zahlt 4€ für einen Döner und ist nach drei Bissen zwar fertig, aber satt noch lange nicht, eine Currywurst, deren Currysauce eher Ketchupwasser ist, breiige Chinanudeln und alles zu Preisen, die sich gewaschen haben. Dazu ein Personal, das nicht nur augenscheinlich überfordert sondern auch noch unfreundlich ist. Es kann doch nicht so schwer sein, ein Imbissbesitzer zu finden, der qualitativ gutes (muss ja nicht mal hochwertig sein) Essen zu fairen Preisen, freundlich anbietet. Dafür bekommt er ja dann 5000 zahlungsfreudige Kunden mit Hunger.
Stattdessen gab es DREI! Pizzastände mit Stückpreisen ab 3Euro, zwei Dönnerbuden (die an der Hauptbühne zerstritt sich am Samstagabend lieber und warfen mit Essen umher anstatt zu bedienen) (ab 4Euro) und ein Würstchenstand (Minischnitzel“brötchen“ 4,50€) + ein Chinaimbiss… Lecker ist was anders… Kleine Festivals wie das Phono Pop oder auch das Maifeld-Derby machen vor, wie es besser geht. Letzteres hatte zwar auch nur einen Stand aber dort waren die Menschen alle trotz Überforderung freundlich und der Ketchup kostete keine 50cent Aufschlag…
Fragt eine gute Fleischerei in der Umgebung doch einfach, ob die nicht ein paar Würstchen grillen wollen… So schwer kann das nicht sein.
Zuletzt waren Soundüberlagrungen zusammen mit dem undankbarsten Publikum des Halderns während Alexi Murdoch so nervtötent, dass dies leider der schlechteste Haldernauftritt war, obwohl ich mich so sehr darauf gefreut habe…
Ach ja, was war eigentlich mit „Nur Festivalbesucher kommen auf den Zeltplatz“?
Zuletzt noch die Bitte: PopBar, Label, Television, hier und da ein Projekt, jetzt auch noch ein Film… Vergesst bitte nicht das Wesentliche. Verbessert das Festival, kümmert euch wieder mehr um eure Gäste, kommuniziert auch auf dem Festival und haltet über Zeitverschiebungen, lange Wartezeiten und Co auf dem Laufenden, feiert euch nicht nur selbst, sondern seid auch mal wieder selbstkritisch, denn nicht nur ihr und nicht nur wir sind das Haldern Pop-Festival, sondern wir alle gemeinsam. Nicht im Web, nicht im WDR und nicht irgendwo sonst auf der Welt sondern vor allem an diesem einen Wochenende am Niederrhein.

1 Kommentar:

  1. Sehr guter Beitrag. Die guten Würstchenstände gibts sogar noch in NRW. Gehts denn nächstes Jahr wieder hin ?

    AntwortenLöschen